Kommentar zur Verlängerung der Jagdzeiten
Als Jäger mit fast 50 Jahresjagdscheinen stelle ich die Sinnhaftigkeit der neuen Abschussrichtlinien doch sehr infrage! Nach Veröffentlichung der Verordnung erreichten mich viele Anfragen, ob es sich um fake news bzw. einen Aprilscherz handele. Leider nein!
Ist es wirklich nötig, können wir die waldbaulichen Ziele nicht auch anders erreichen.
Hat man daran gedacht, welchem Stress das Wild durch die ständige Bejagung während der neuen Jagdzeiten, ohne Ruheintervalle ausgesetzt ist.
Wie wollen wir einem Jagdgegner erklären, dass wir zum 1.8. bereits ein Damkalb kurz nach dem Setzen erlegen, wo die Bindung Alttier – Kalb am größten ist. Wo bleibt hier der Tierschutz den sich Grüne, NABU und PETA auf die Fahne geschrieben haben. Abgesehen davon, dass die Verwertbarkeit von Kälbern zu dieser Zeit gleich Null ist.
Wie kann ich kurz vor dem Setzen aus einem Rotwildrudel ein Schmaltier schießen? Wie wirkt sich der Stress auf die bald setzenden Alttiere aus. Abgesehen davon, dass viele Jäger zu dieser Zeit Alttier und Schmaltier kaum unterscheiden können und mit dem Abschuss eines Alttieres noch dazu eine Straftat begehen.
Dass sich die Jagd in den letzten Jahren, nicht nur durch Wolf und Luchs verändert hat, dürfte wohl jedem ordentlichen Jäger aufgefallen sein. In Camouflage gehüllte Gestalten mit Schalldämpfer und allem technischen Gerät ausgerüstet, erinnern mich mehr an Soldaten, die gegen das Wild in den Krieg ziehen. Vorsatzgeräte die man seit langem besitzen, aber nicht verwenden darf, werden schon seit einiger Zeit illegal, eben nicht nur zur Abwehr erheblicher Schäden im Feld oder als Maßnahme der zu erwartenden ASP verwendet, sondern leider auch, um alles andere Wild bei Nacht erlegen zu können. Es scheint so, dass die Politik diese Maßnahmen toleriert, um die gewünschte Reduktion allen Schalenwildes voranzutreiben. In wie weit das Ganze dem Waldbau zugute kommt oder ob es andere wildschonendere Maßnahmen gäbe, stelle ich infrage. Mir fällt nur auf, dass das Wild in den Revieren, in denen häufig nachts gejagt wird, immer heimlicher wird und vermutlich der Verbiss in den schützenden Einständen steigt.
Mein Fazit dieser Verordnung lautet: Ich hoffe auf die Vernunft und vor allem den Tierschutzgedanken der Jäger in unseren Reihen, die wenn auch mit modernen Hilfsmitteln, , trotzdem mit Augenmaß jagen und dabei die jahrhundertealte Tradition aufrechterhalten. Es bleibt letzten Endes uns überlassen, in wie weit wir dieser Verordnung folgen oder jagen, um Wald und Wild zu erhalten.
Waidmannsheil, herzliche Grüße – Peter Königsheim – 1. Vorsitzender Jagdclub St. Hubertus